Analyse der neuen Apple-Gebühren: Der Spotify-Fall
In der EU hat sich Spotify über die letzten Jahre als einer der lautesten Kritiker der Apple App Store Gebühren bekannt gemacht. Wir haben kürzlich eine Analyse durchgeführt um herauszufinden, wie die Gebührenstruktur von Spotify durch die neuen Bedingungen von Apple beeinflusst werden könnte. Mit dem neuen Digital Markets Act (DMA), der Apple zukünftig dazu zwingt alternative App Stores und Zahlungsmethoden zuzulassen, führt Apple auch eine neue Kostenstruktur für App-Anbieter ein, die kontroverse Meinungen aufwirft.
Wir haben uns im Detail angesehen, mit welchen Gebühren die Spotify App zu rechnen hätte, wenn sie den neuen Bedingungen zustimmt. Die Ergebnisse unserer Analyse werfen nun wichtige Fragen darüber auf, wie die Zukunft der App-Monetarisierung aussehen wird. Bei weiteren Fragen stehen wir als iOS Agentur natürlich auch gerne mit weiterem Rat zur Verfügung.
Einführung und Berechnung der Core Technology Fee
Eine bedeutende Änderung in Apples Gebührenstruktur ist die neu eingeführte "Core Technology Fee". Diese Gebühr wird zukünftig basierend auf der Anzahl der jährlichen Erstinstallationen einer App berechnet. Dabei sollen 0,50 Euro pro Erstinstallation für den App-Anbieter anfallen ab 1 Millionen Downloads pro Jahr.
Im Jahr 2023 wurde die Spotify-App auf iOS-Geräten weltweit etwa 66 Millionen Mal heruntergeladen. Dabei gilt die Europäische Union weiterhin als Spotifys Hauptmarkt.
Zur Einordnung der Größenordnung dieser Gebühr gehen wir beispielhaft davon aus, dass es sich bei 40% dieser 66 Millionen Downloads um Downloads innerhalb der EU handelt. Außerdem nehmen wir an, ein Viertel davon, ungefähr 6,6 Millionen, sind Erstinstallationen der App. In diesem Fall würde für Spotify eine jährliche Core Technology Fee von knappen 2.800.000 Euro anfallen.
Auswirkungen auf die In-App-Kaufprovisionen
Zusätzlich zur Einführung der Core Technology Fee wurden Veränderungen bezüglich der In-App-Kaufprovisionen angekündigt.
Für das letzte Quartal 2023 hatte Spotify einen Abonnenten-Zuwachs von 9 Millionen prognostiziert. Dieser Zuwachs wird vermutlich zumeist von außerhalb der EU kommen, da die EU im Vergleich zu anderen Regionen kein wesentliches Wachstum zu verzeichnen hat. Davon ausgehend, dass es sich bei nur etwa 20% des Zuwachses um Abonnenten aus der EU handelt, würde es sich um etwa 1,8 Millionen neuer Abonnenten pro Quartal, also 7,2 Millionen pro Jahr, handeln.
Wie werden die In-App-Kaufprovisionen nun berechnet? Nach der neuen Kostenstruktur von Apple würde Spotify, bei weiterhin eigener Abwicklung der In-App-Käufe, zukünftig 17% seines Umsatzes an Apple zahlen. Das ist zwar weniger als die aktuellen 30% vor Einführung des DMA, durch die neue Core Technology Fee zahlt Spotify zukünftig insgesamt allerdings mehr als bisher.
Für den Fall, dass ein Fünftel der oben vermuteten 7,2 Millionen neuer Abonnenten pro Jahr über ein eigenes Payment-System in der iOS-App abgewickelt wird und bei einem durchschnittlichen Preis von 10 Euro pro Abonnement, entstehen dadurch weitere jährliche App Store-Provisionen in Höhe von 2.252.160 Euro.
Gesamtbelastung durch Apple-Gebühren
Insgesamt bedeuten diese Änderungen zusätzliche jährliche Gebühren in Höhe von knapp über 5.000.000 Euro, die Spotify an Apple zahlen müsste. Als Vergleich dazu: die aktuellen In-App-Kaufprovisionen, die Spotify an Apple zahlen müsste, würden sich auf 3.974.400 Euro belaufen.
Interessant ist aber, dass für Spotify derzeit allerdings gar keine Gebühren anfallen. Da das Abschließen eines Abos in der App auf iOS Geräten nicht möglich ist, zahlt Spotify aktuell keine In-App-Kaufprovisionen an Apple.
Diskussion und Ausblick
Diese Änderungen der Zahlungsstruktur werfen wichtige Fragen auf: Sind solche zusätzlichen Kosten für Unternehmen wie Spotify dauerhaft tragbar? Könnten die Bedingungen, besonders im Hinblick auf den relevanten EU-Markt, für große Anbieter wie Spotify eventuell gesondert angepasst werden? Die vorgestellten Veränderungen die App-Wirtschaft aber auch die Strategien digitaler Content-Anbieter langfristig weitreichend beeinflussen.
Wir sind uns noch unsicher ob dieses neue Modell nachhaltig ist, oder ob Apple gezwungen sein wird, die Gebührenstruktur für große Anbieter wie Spotify anzupassen.
Quellen:
https://s29.q4cdn.com/175625835/files/doc_financials/2023/q3/Shareholder-Deck-Q3-2023-FINAL.pdf
https://www.businessofapps.com/data/spotify-statistics/
https://developer.apple.com/support/fee-calculator-for-apps-in-the-eu/