Demnächst neue App-Stores bei Apple?! Digital Market Act erklärt...
Der Digital Market Act wurde Anfang Juli durch das Europäische Parlament verabschiedet. Das könnte spannende Auswirkungen aufs App-Publishing haben.
Der Digital Market Act wurde Anfang Juli durch das Europäische Parlament verabschiedet. Das könnte spannende Auswirkungen aufs App-Publishing haben.
Zunächst die Fakten:
- Gatekeeper (= die großen Tech-Firmen, die durch ihre Markt-Monopol Stellung eine Art Wächterfunktion bzgl. des Contents haben) müssen sich öffnen, hinsichtlich der angebotenen Produkte. NutzerInnen sollen die Wahl haben, zB. welchen Browser, welche Suchmaschine, welche Messenger-Plattform sie nutzen. Betroffen sind uA. Meta, Apple, Google, Amazon, Booking, Alibaba und TikTok.
- Apple muss andere Zahlungsmöglichkeiten für digitale Güter zulassen. Zusätzlich kann die Anti-Trust Regelung Apple zwingen alternative App Stores zuzulassen. Das bildet eine Alternative zu den bestehenden Plattform-Share-Modellen, bei denen Entwickler bis zu 30% ihrer Einnahmen an Apple abgeben müssen. Apple verurteilt diese Entwicklung und spricht von der Entstehung “unnötiger Sicherheitslücken”.
Was sind also die konkreten Auswirkungen für App-Publishing? In unserem heutigen Blogbeitrag beschäftigen wir uns zunächst mit einigen möglichen Auswirkungen des Digital Market Acts, DMA.
Grundsätzlich bedeuten zusätzliche Distributionsplattformen für Apps unter iOS und auch Android erst einmal erhöhten Aufwand für die Betreiber. Android Nutzer kennen bereits OEM-betriebene App Stores wie beispielsweise die Huawei-App Gallery den Samsung Galaxy Store. Darüber hinaus finden sich v.A. in den SEA/ASIA Regionen App Stores von Plattformen wie Baidu, Tencent, PP oder Mobile Carrier-betriebene App Stores.
Unser Publishing Team geht davon aus, dass dem Europäischen Digitalmarkt langfristig eine ähnliche Entwicklung bevorsteht. Mangels bedeutender Hardwarehersteller dürften vor allem Mobilfunkanbieter und Publisher aus dem Entertainmentbereich zu den First Movern gehören. Entscheidend dürfte der Anwendungsfall sein. Bei Hybrid Heroes unterteilen wir unsere Projekte je nach Zielgruppe unserer Partner in B2B bzw. Consumer Apps.
Für Consumer Apps – auch ohne Monetarisierungsmodell - wird die Verfügbarkeit auf allen neu hinzukommenden App Stores erst einmal Pflichtprogramm, um ihre aktuellen Reichweiten zu gewährleisten. Dies gilt beispielsweise für die Corona-Warn-App. Obgleich als reine Service-App ohne Ertragsmodelle muss diese in allen zukünftigen Distributionsplattformen erhältlich sein.
Für Publisher mit funktionierenden Revenue Streams bietet sich die Möglichkeit angesichts zu erwartender, verschiedener Preisgestaltungen der Plattform-Shares bestimmte Stores zu priorisieren. Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass Spotify Premium vor einigen Jahren innerhalb eines App Store Abos teurer war, als über den Webdienst. Später wurde der In-App-Purchase deaktiviert. Ohne das Plattform-Monopol wäre ein solcher Schritt nicht notwendig gewesen.
Gleichzeitig werden App Stores mit Exklusiv-Content um die Gunst der Nutzenden kämpfen müssen, um überhaupt signifikante Reichweiten zu erzielen. Ähnlich wie bei Streaming-Plattformen wie Netflix, Disney+ oder anderen Playern, werden App Store Betreiber gezielt versuchen, Entwickler für ihre Plattformen zu akquirieren oder sich – v.A. im Spielebereich - an Produktionen beteiligen. Für Indie-Game-Developer dürften also spannende Zeiten anbrechen.
Ähnliche Auswirkungen dürften im Verlagswesen zu beobachten sein, seit Jahren klagen Medienhäuser über die hohen Shares ihrer Subscription-Modelle an die Plattformbetreiber. Auch im Payment-Bereich dürfte hier mit Veränderungen zu rechnen sein und die Dominanz von Apple Pay oder Google Pay reduziert werden. Wie sähe das also in der Praxis aus? Payment-Anbieter könnten mit eigenen Wallets in die Stores kommen, an der Supermarktkasse zahlt man entsprechend nicht mehr mit Apple Pay sondern der App einer beliebigen Bank bzw. eines Kreditkartenanbieters. Finden wir top 😉
B2B Apps sind nach einer möglichen Öffnung der Plattformen vorerst mit dem Status Quo und den Platzhirschen von Apple und Google Play ausreichend aufgestellt. Handlungsbedarf kann entstehen, sofern neue App Stores den Markt betreten und diese beispielsweise auf eine bestimmte Branche oder Zielgruppe ausgerichtet sind.
Fazit: Eine mögliche Öffnung der Plattformen bewerten wir im Sinne eines sinkenden Marktmonopols grundsätzlich als positiv. Betreiber werden von sinkenden Plattform-Shares profitieren, der aktuell angebotene Servicelevel durch neue Player hoffentlich ansteigen. Am Ende gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft 😊